Projektbeschreibung

Durch Klimawandel und Urbanisierung verursachte Umweltbelastungen sind nicht gleichmäßig verteilt. Zum Beispiel sind Menschen mit niedrigerem Einkommen oft höheren Temperaturen ausgesetzt als ihre wohlhabenden Nachbarn. Vor allem für die USA zeige Studien solche Ungleichverteilungen auch für Mitglieder ethnischer Minderheiten oder Menschen mit Migrationshintergrund.
Bis heute wissen wir nur wenig über die Hitzebelastung, der benachteiligte Bevölkerungsgruppen in Deutschland ausgesetzt sind, und über die physikalischen Prozesse, die sie verursachen. Ohne dieses Wissen sind wir nicht in der Lage, die Umwelt(un)gerechtigkeit der vielen, in Deutschland lebenden Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlichem sozialem, wirtschaftlichem und kulturellem Hintergrund ganzheitlich zu betrachten und somit mögliche systematische Mängel in unserer Politik zu erkennen.
Mit dem vorliegenden Antrag sollen Bevölkerungsgruppen identifizieren werden, die in Deutschland unverhältnismäßig stark von Hitze betroffen sind. Außerdem werden das Ausmaß und die zeitlichen Trends dieser Ungleichheiten quantifiziert und potenzielle Einflussfaktoren aufzeigt. Die Analyse wird auf Bundes-, Landes- und Landkreisebene durchgeführt, und hauptsächlich auf satellitenerfassten (nächtlichen) Landoberflächentemperaturen und Zensus Daten der Jahre 2011 und 2021 im 1-km INSPIRE Gitter beruhen.
Für das Kalenderjahr 2024 sieht die Planung vor, Hitzeunterschiede für mehrere sozioökonomische Indikatoren (z. B. Anteil der Bevölkerung mit geringer Schulbildung, mit fortgeschrittenem Alter, Anteil der ausländischen Bevölkerung) zu quantifizieren. Soziale oder kulturelle Indikatoren werden dabei von wirtschaftlichen Indikatoren getrennt, um Fälle von Umweltrassismus von Umweltklassismus zu trennen. Vorläufige Analysen waren in den USA erfolgreich, müssen aber noch erheblich angepasst werden, um dem deutschen Kontext gerecht zu werden.